die Geschichte der Schmiede...
Das genaue Baujahr der Schmiede am Stadtplatz 56 ist unbekannt. Wahrscheinlich wurde sie jedoch gegen Ende des 17. Jahrhunderts, zusammen mit den Nachbargebäuden, als Schmiede mit Wohnhaus und angrenzenden Gesellenzimmern erbaut.
Die Zahl der Schmiedewerkstätten war in der frühen Neuzeit beschränkt. Zur Errichtung neuer Schmieden brauchte man eine Konzession der Obrigkeit, die meist nur nach umfangreichen Abklärungen erteilt wurde. 1764 erliess der Landesherr zudem eine Handwerksordnung für Schlosser und Schmiede. Nach einem Schreiben des Landvogts Viktor von Erlach besass die Stadt Aarberg schon 1687 drei Schmieden.
Im selben Haus am Stadtplatz, in dem schon 1783 ein Schmied wirkte, arbeitete in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts der Hufschmied Stephan Rätz von Leuzigen. Aus seinem Besitz ist ein sogenanntes "Hausbuch" überliefert, worin die Handwerker festhielten, welche Arbeiten sie für ihre wichtigsten Kunden anfertigten. Aus diesen Aufzeichnungen geht hervor, dass 1839 der Kronenwirt Dietler mit einem Drittel der Aufträge bei weitem der wichtigste Kunde von Rätz war. Auch die Müller im Mülital, der Kutscher und Postmeister Künzi sowie die Händler Weibel zu Aarberg nahmen etwa einmal pro Woche die Dienste des Schmieds in Anspruch. Eine Reihe von Amtsleuten wie etwa Statthalter Gohl, Stadtschreiber Kistler oder Grossrat Känel von Bargen zählten ebenfalls zum Kundenkreis des Hufschmieds.
Etwa zwei Drittel der Aufträge kamen aus Aarberg, die übrigen aus den Nachbardörfern. Augenscheinlich gewährte sein Beruf Staphan Rätz ein sicheres Auskommen. Im amtlichen Nachlassinventar, das nach seinem Tod 1846 erstellt wurde, erscheinen in seinem Bestitz nicht nur das Wohnhaus mit Garten, welches er schon 1814 gekauft hatte, sondern auch noch drei kleine Äcker von zwei Jucharten Umfang. Neben dem Mobiliar und der Ausrüstung der Schmiedewerkstatt besass der Hufschmied zudem mehrere Zinsschriften. Nach Abzug der Schulden ergab sich somit ein Vermögensüberschuss von 11'360 Franken, was angesichts dessen, dass ein Sekundarlehrer in Aarberg damals jährlich nicht ganz tausend Franken verdiente, ein ansehnlicher Betrag war.
In diesem historischen Gebäude befindet sich auch heute noch eine Schmiede und Schlosserei. Diese hatte André Bolzli 1982 von seinem Vorgänger Karl Riesen übernommen und am 1. Juli 2013 nach 31-jähriger erfolgreicher Geschäftstätigkeit an seinen Nachfolger Pascal Trolliet übergeben. Pascal Trolliet führt nun die Schmiede unter dem Namen Schmiede-Schlosserei Bolzli GmbH als alleiniger Inhaber weiter.
Sein erklärtes Ziel ist es, die historische Tradition weiter zu führen!